Blaubarts Cox

Ein musikalisch literarischer Abend über die Vergänglichkeit

(und dem heitern Scheitern beim Versuch, sie auszuhebeln...)

Mit Kompositionen von Philippe Manouri (Michigan Trio 1993), Boris Blacher (Klaviertrio 1970), Charles Ives (Largo 1934) und Eigenkreationen von Blaubart, kombiniert mit einer Lesung aus Ch. Ransmayrs Roman „Cox oder der Lauf der Zeit“.


Der mächtigste Mann der Welt, Qiánlóng, Kaiser von China, lädt den englischen Automatenbauer und Uhrmacher Alister Cox an seinen Hof. Der Meister aus London soll in der Verbotenen Stadt Uhren bauen, an denen die unterschiedlichen Geschwindigkeiten der Zeiten des Glücks, der Kindheit, der Liebe, auch von Krankheit und Sterben abzulesen sind. Im Umfeld des (beinahe unsichtbaren) Kaisers, der gemäss einem seiner zahllosen Titel auch alleiniger Herr über die Zeit ist, vibriert die Luft in einer Atmosphäre von Macht, Angst und Ohnmacht. Cox darf den Kaiser nicht enttäuschen und die ungewöhnlichen Gedankengänge des Erfinders ähneln jenen eines Komponisten, der in einer verspielt raffinierten Konstruktion schier Unmögliches mit grossartiger Poesie zu verbinden mag.


Blaubart verbinden die wunderliche, schroffe, zarte und zutiefst menschliche Geschichte über die Vergänglichkeit mit der ebenso vergänglichen und wunderlichen Welt ihrer Musik. Die MusikerInnen versuchen an jedem Abend, einen Zipfel der Unendlichkeit im Klanguniversum zu erhaschen, bevor der letzte Ton verklingt: Ausgestattet mit einer Sanduhr, die irgendwann zu rieseln aufhört, hat jeder Musiker nur eine begrenzte musikalische Lebenszeit zur Verfügung. 

Und wie der Uhrmacher auf den Gottkaiser warten muss, warten Blaubart auf ein schon fast mythisches Instrument: Das Theremin*. Die hypnotischen Töne werden durch einen Tanz der Hände und die daraus resultierende Beeinflussung eines elektromagnetischen Feldes erzeugt.


*Es wurde 1920 von Leon Theremin, einem nach Amerika emigrierten Russen erfunden und war eines der ersten elektronischen Instrumente.

Hörproben und Ausschnitte aus dem Programm

Auf YouTube auch einzelne Stücke anklickbar:

https://youtu.be/BpXz1AdMyPo

Blaubart spielt Blaubart

2015 - 2017

Die Geschichte vom Soldaten 

2017 / 2020 / 2022

Als Igor Strawinsky 1917 die "Geschichte vom Soldaten" – eine erzählte Moritat mit Schauspielern und Orchester – konzipiert, lebt er im Exil am Genfer See. Die Auswirkungen des Krieges sind auch in der Schweiz zu spüren, die Theater bleiben geschlossen. Aus der Not heraus legt Strawinsky sein musikalisches Märchen so schlicht und kleinbesetzt wie möglich an – ein Gebot der angespannten finanziellen Situation, aber auch der neuen "Ästhetik der Einfachheit“. Gemeinsam mit dem Waadtländer Dichter Charles-Ferdinand Ramuz entwirft Strawinsky die Struktur: Ein Erzähler skizziert die Handlung in der Manier eines Moritatenvortrags mit Musik, ganz im Stil der alten russischen Jahrmarkterzählungen und Gauklerbühnen. Er trägt die Geschichte des Soldaten und dessen Geige vor, der sich auf einen Handel mit dem Teufel einlässt, danach aber den Fünfer und das Weggli möchte...  Das Stück wird 1918 mit einem Septett, einem Erzähler und zwei Schauspielern uraufgeführt. Kurz darauf schreibt Stravinsky eine kürzere Fassung für ein Trio mit Klavier, Violine und Klarinette.

Blaubart haben die herb poetische, nahe am französischen Original liegende Übersetzung von Mani Matter aus dem Jahr 1963 verwendet, den Text etwas gekürzt und sich auf den Leib geschrieben. Der Geiger wird zum Soldaten und Erzähler, der Klarinettist gibt den Teufel und die Pianistin wird zur Prinzessin… Der rhythmisch gepfefferten und leicht verschrobenen Musik Strawinskys (Marsch, Ragtime, Tango, Walzer, Choral...) fügen sie eigene kleine Stücke bei, allerdings mit grosser Achtung vor dem Können des Meisters und der von Ramuz so gewitzt und zeitlos erzählten Geschichte. 

Vorhang auf!

Blaubart spielt Blaubart 2014 - 2017

Die Oper von Béla Bartòk, die zum Namen der Band inspirierte, in 7 Türen. Der mörderisch verheissungsvolle Klang von Blaubart lässt Nackenhaare erzittern und Ohrmuscheln kräuseln. Das Trio öffnet die Pforten zu unzensierter Fantastik und haarsträubenden Geschichten...

Herrrreinspaziert, das Böse lauert überall! Dieses Programm von Blaubart steht ganz im Zeichen seines Namenpatrons. Die Legende über den Frauenmörder Blaubart wurde erstmals vor über dreihundert Jahren in einer französischen Märchensammlung niedergeschrieben. Bis heute beflügelt diese Urgeschichte des Schauermärchens die Fantasie unzähliger Musiker/innen und Schriftsteller/innen. So auch Blaubart. Die Musik des Trios ist sowohl vom Jazz, wie auch von klassischer Kammermusik geprägt. Eigenkompositionen und Improvisationen lassen musikalische Gegensätze aufeinandertreffen – subtil und expressiv. In der von Béla Bartók inspirierten Interpretation des Trios Blaubart nimmt die düstere Sage eine unerwartete Wendung…


Bei der Aufnahme oben handelt es sich um die ganze Aufführung des Programms in der ehemaligen Wäscherei Patyolatt in Budapest (https://youtu.be/bvOBLrldyjo)


Unten ein Ausschnitt aus der CD: Wuchs (Ch. Wirth), Halle 5 (M. Keller)

Blaubart spielt Blaubär 2012 / 2013

Musikalische Lesung / szenisches Konzert aus dem Roman 

"Die 13 ½ Leben des Käpt‘n Blaubär" von W. Moers

Nach rein musikalischen Programmen hat sich Blaubart für dieses Projekt mit dem Schauspieler Julius Griesenberg zusammengetan, um das Allerneuste aus seiner Küche zu präsentieren: Eine ureigene Adaption des Kultbuchs "Die 13 1/2 Leben des Käpt'n Blaubär" von Walter Moers.

An dieser musikalischen Lesung stehen eigene Kompositionen und freie Elemente gleichwertig nebeneinander, zudem kommt Dimitri Schostakowitschs Musik zu Ehren. 

Julius Griesenberg liest ausgewählte Episoden und schlüpft dabei in verschiedene Figuren. Die drei Musiker interpretieren die Musik auf ihre Weise: frech, zart, dröhnend, verführerisch, melodiös, tiefsinnig, rabautzig und manchmal qwertig. Qwertig? 

Mit Hilfe seines „Lexikons der erklärungsbedürftigen Wunder, Daseinsformen und Phänomene Zamoniens und Umgebung“ erläutert Prof. Dr. Abdul Nachtigaller einzelne Begriffe, welche für das Verständnis Zamoniens von Bedeutung sind. Mit einfachen gestalterischen Mitteln bedient der Erzähler ausserdem einen antiquierten Hellraumprojektor und lässt so verschiedene Szenen oder Figuren auch visuell aufleben

Mit grossen Ohren und einer erfrischenden Unberechenbarkeit begibt sich das Ensemble mit der geneigten Zuhörerschaft auf phantastische Reisen...

Blaubart spielt Bartòk und Eigenes 2008 / 2009

Im Zentrum ihres ersten Programms stand das Stück „Contrasts“, eine Komposition für Violine, Klarinette und Klavier von Béla Bartòk. In Verbindung mit eigenen Kompositionen und frei improvisierter Musik kamen rein musikalische Konzerte und Programme in Kombination mit gelesenen Texten zur Aufführung.